Hallgarten

Hallgarten gehört zu Oestrich-Winkel, der Stadtteil liegt nicht am Rhein, sondern es ist ein Rheingauer Höhenort. Umgeben ist Hallgarten von Weinbergen, die bis zur Rodungsgrenze der Taunuswälder reichen. Vom Aussichtsturm der Hallgarter Zange reicht der Blick bis zum Odenwald sowie dem Donnersberg in der Pfalz. Bekannt ist der Ort bei Weinkennern sowie bei Kunstliebhabern gleichermaßen.

Hallgarten-rathausAngenommen wird, dass Hallgarten im 12. Jahrhundert aus einem Landgut entstanden ist, welches zum Kloster Eberbach gehörte. Entwickelt hat sich der Name Hallgarten aus den Begriffen Hagadun, Hargarten sowie Hainboingartdun, dabei ist Hara eine alte Bezeichnung für Höhe. Nachdem das kurmainzische Territorium im Jahr 1803 aufgelöst wurde, kam Hallgarten zum Herzogtum Nassau sowie dem Amt Eltville. Preußen annektierte das Herzogtum Nassau im Jahr 1867 und der Rheingau-Kreis wurde dem Regierungsbezirk Wiesbaden zugeschlagen. Seit 1977 gehört Hallgarten gegen den Willen der Bevölkerung allein durch das Gesetz zu Oestrich-Winkel, allerdings verfügt der Ort einen eigenen Ortsbeirat.

Abseits der Rheinufer Straße liegt Hallgarten malerisch zwischen den Weinbergen am Fuß der Hallgartener Zange, der Berg ist 600 Meter hoch. Viele Besucher werden durch die schöne Lage des Ortes angelockt. Die traditionsreiche Vergangenheit durch Weinanbau ist an den alten Patrizierhäusern erkennbar. Ebenfalls wird noch heute auf dem ehemaligen Wirtschaftshof der Mönche aus dem Kloster Eberbach Weinbau betrieben. Sehenswert sind die sorgsam restaurierten Fachwerkhäuser von Hallgarten sowie die kleine Pfarrkirche Maria Himmelfahrt. Bekannt aus der Pfarrkirche ist die Schröter-Madonna, es ist eine Madonna mit einer Scherbe. Gestiftet wurde die Plastik aus Ton im Jahr 1420 von den Weinschrötern aus Hallgarten. HallgartenVielen Kunstkennern ist die Madonnenfigur als schönste Tonplastik des Mittelalters unter dem Namen Schröter-Madonna ein Begriff. Die anmutige Figur hält auf dem linken Arm das Jesuskind, in der rechten Hand trägt sie einen Weinkrug. In Paris im Louvre befindet sich ihre Schwester “die schöne Elsässerin”. Diese Statue stand früher im Kloster Eberbach und kam durch die Raubzüge Ludwig XIV. nach Paris. Beide Madonnenfiguren wurden in der gleichen Werkstatt angefertigt, Kunstexperten vermuten sogar, dass sie aus der gleichen Form stammen.

Zwischen 1832 und 1847 trafen sich Größen aus der Gesellschaft und Politik in Hallgarten. Bekannt waren die Versammlungen des Juristen und Kämpfers Johann Adam von Itzstein unter dem Namen Hallgartenkreis, er kämpfte für die deutsche Einheit. Treffpunkt zu den politischen Diskussionen war das Weingut Itzstein, bekannte Mitglieder des Kreises waren unter anderem Hoffmann von Fallersleben, Heinrich von Gagern sowie Friedrich Hecker. Im Jahr 1847 verfasste Hoffmann von Fallersleben die Itzstein-Biografie. Zudem wird der Hallgartenkreis als Keimzelle der Frankfurter Nationalversammlung, die zwischen Mai 1848 bis Mai 1849 in der Frankfurter Paulskirche tagte, betrachtet.