Vollmundig und samtig im Geschmack, begleitet von einem fruchtigen Aroma und meist mit einer Spur von Restsüße – so lässt sich der aus der Rebsorte Spätburgunder erzeugte klassische und hochwertige, meist zu trockenen Rotweinen ausgebaute Wein wohl am besten beschreiben.
Wie neuere Genanalysen bestätigen, scheint der Spätburgunder in direkter Linie von einer Wildrebe abzustammen. Kultiviert wurde die Rebsorte im Weinbaugebiet Burgund bereits von den Römern, wo er als Pinot noir auch noch heute angebaut wird. Ende des 9. Jahrhunderts gelangte die Sorte an den Bodensee und vier Jahrhunderte später in den Rheingau. Im 19. Jahrhundert wurde die Rebsorte verstärkt zur Sektproduktion verwendet.
Der Anbau der edlen und sehr alten Sorte stellt an Klima und Boden hohe Ansprüche und lässt sich an besten in den kühleren Weinbaugebieten, zu denen die Rieslinglagen gehören, realisieren. Die besonders dünnschaligen Beeren, die eine dunkel- bis violettblaue Farbe besitzen, bedürfen einer besonders schonenden Behandlung.
Nach Frankreich und den USA gilt Deutschland heute als drittgrößter Spätburgunder-Produzent und kommt mit den in Baden und der Pfalz gewachsenen Weinen der Qualität des berühmten roten Burgunders aus Frankreich recht nahe. Diesem Anspruch werden auch Weine von kleineren deutschen Rotweinlagen wie der des Rheingau und an der Ahr gerecht.
Insgesamt sind etwas mehr als elf Prozent der deutschen Rebflächen mit der als Edelrebe bezeichneten Rebsorte Spätburgunder bestockt, aus der neben Rotwein aus sofort nach der Lese ausgepressten Trauben auch ein fruchtiger Weißherbst und der Blanc de Noirs erzeugt werden kann.
Die in Deutschland aus der Rebsorte Spätburgunder erzeugten Weine genügen vielfach gehobenen Ansprüchen und werden oft als Spitzenqualitäten gehandelt. Unterschieden werden sie in einen klassischen und einen modernen Typ. Ersterer, aus hochreifen Trauben gewonnen, ist wenig farbintensiv, gerbstoffarm und mild. Der moderne Typ ist von kräftigem Rot, reicher an Gerbstoff und körperreich und wird meist nur kurzzeitig in kleineren Eichenfässern gelagert.
Typisch für viele, jedoch nicht nur für in Deutschland produzierte Weine dieser Sorte ist die Tatsache, dass eine längere Lagerung zu keiner Verbesserung ihrer Qualität führt.
Spätburgunder, der chambriert mit Temperaturen zwischen 16 und 18 Grad Celsius getrunken werden sollte, passt hervorragend zu Braten, Wildgerichten und Käse. Der Spätburgunder Weißherbst sollte zu hellem Fleisch oder zu Vorspeisen genossen werden.