Während Orte wie Rüdesheim oder Eltville meist sofort mit dem Weinbaugebiet des Rheingau in Verbindung gebracht werden, trifft dies auf die Rebflächen in der Nähe Wiesbadens und auf die Kleinstadt Hochheim nicht immer zu. Dabei stellt das am nördlichen Ufer des Mains, unmittelbar vor der Mainmündung in den Rhein gelegene Hochheim mit seinen annähernd 250 Hektar Rebfläche in der Großlage Daubhaus eine der bedeutendsten Weinbaugemeinden im Rheingau dar.
Bereits in der Römerzeit wurde in der dicht besiedelten Region an den nach Süden zum Main abfallenden Hängen Wein angebaut. Mitte des 8. Jahrhunderts wurde Hochheim erstmals nachweislich erwähnt und rund fünf Jahrhunderte danach vom Kölner an das Mainzer Domkapitel verkauft.
1845 verhalf der Besuch der britischen Königin Victoria dem Wein der Stadt und dem des Rheingau zu internationaler Anerkennung, als sie sinngemäß sagte: Ein guter Hochheimer ersetzt jeden Arzt.
Vom 19. Jahrhundert bis hinein ins 20. Jahrhundert profilierte sich die Stadt zu einem Zentrum der Sektproduktion, aus dem die Marke „Mumm“ – heute ein Aushängeschild der Rotkäppchen-Mumm Sektkellerei – hervorging.
Heute gedeihen auf den guten Böden der Hochheimer Rebflächen zu 80 Prozent Rieslingreben und zu 15 Prozent die des Spätburgunders. Die Wein- und Sektstadt, in der zahlreiche Winzer ansässig sind, würdigt ihre Traditionen und die des gesamten Rheingaus im ersten Weinbaumuseum Hessens, das sich besonders der Geschichte des Weinbaus, dem Handwerk der Küfer und Böttcher sowie den althergebrachten Werkzeugen der Winzer widmet.
Jedes Jahr am ersten Wochenende im Juli wird in der idyllischen Altstadt von Hochheim ein überregional bekanntes und beliebtes Weinfest gefeiert. Dessen zahlreichen Besuchern wird auf mehreren Bühnen ein abwechslungsreiches Festprogramm geboten, Erwachsene können zwischen zahlreichen Verkaufsständen bummeln und Kinder finden auf verschiedenen Fahrgeschäften ihr Vergnügen. Selbstverständlich, dass an diesen Tagen die Weingüter ihre Guts- oder Straußwirtschaften geöffnet haben, wo die vorzüglichen Weine und der Sekt aus dieser Region verkostet werden können.
Die im Main-Taunus-Kreis gelegene Weinstadt, zu der auch der der Stadtteil Massenheim gehört, besitzt eine große Anzahl kulturhistorischer Objekte, die nahezu alle unter Denkmalschutz stehen. An ihrer Spitze steht die als Wahrzeichen der Stadt geltende katholische Pfarrkirche Peter und Paul, die vor allem durch ihre spätbarocken Fresken des Barockmalers Enderle überregionale Bekanntheit erlangt hat.
In den an sie angrenzenden, mit Kopfsteinpflaster versehenen verwinkelten Gassen der Altstadt Hochheims sind etwa 80 liebevoll restaurierte, in fränkischer Bauweise errichtete Fachwerkhäuser zu bestaunen, deren Tragekonstruktionen auffallende Verzierungen schmücken.
Nicht weit von der Kirche entfernt sind in der repräsentativen sogenannten Burgeff-Villa Werke bekannter Künstler wie Chagall, Picasso oder Dali zu betrachten, die aus Dauerleihgaben einer Privatsammlung stammend heute die „Hochheimer Kunstsammlung“ bilden.
Unbedingte Erwähnung verdient außerdem der über eine mehr als 500-jährige Tradition verfügende Hochheimer Markt. Er findet als einer der größten Jahrmärkte in Deutschland jeweils am ersten Novemberwochenende statt. An fünf Festtagen laden vielfältige Veranstaltungen in ein riesiges Festzelt, bietet etwa fünf Dutzend Händler ihre Produkte und Maschinen in einem modernen Ausstellungszelt an und laden verschiedenste Fahrgeschäfte zu Spaß und Vergnügen ein. Dass bei all dem das Angebot von Wein und Sekt nicht zu kurz kommt, dürfte selbstverständlich sein.
Etwas außerhalb der Stadt befindet sich am Hang eines Weinbergs das Königin-Victoria-Denkmal. Es wurde, versehen mit englisch-gotischen Verzierungen im Jahr 1854 zu Ehren des Besuchs der britischen Königin am Rhein am Fuße einer kleinen Quelle errichtet.
Der nordöstlich des Stadtkerns liegende Ortsteil Massenheim führt seine Besucher dagegen auf eindrucksvolle Weise zurück in das dörfliche Leben längst vergangener Zeiten. So sind in seinen von alten fränkischen Gutshöfen gesäumten Gassen auch drei im 16. Jahrhundert erbaute Fachwerkhäuser und eine etwa 1.200 Jahre alte Dorfkirche zu finden.